Der Besuch der alten Dame
Das Stück
Güllen hat bessere Zeiten gesehen. Hielten früher internationale Züge, ist es heute nur noch die Regionalbahn alle paar Stunden. Die Industriebetriebe stillgelegt. Güllen lebt nur noch von Arbeitslosenunterstützung. Doch es keimt Hoffnung. Klara Wäscher, die einst jung die Stadt verließ, kehrt als reiche alte Dame zurück. Sie besucht zuerst die Plätze, an denen sie einst mit Alfred Ill glücklich war. Man ahnt das Aufkeimen alter Gefühle. "Die hab ich im Sack!"
Aber dann spricht sie so merkwürdig über Sterben, Erwürgen, Todesstrafe und Gerechtigkeit. Sie führt neben reichlich Gepäck einen schwarzen Panther und einen Sarg mit sich, den sie täglich mit neuen Blumen und Kränzen schmücken lässt. Nun ja, eine alte Milliardärin hat ihre Marotten. Und sie ist großzügig. Eine Milliarde, zur Hälfte für die Stadt, zur Hälfte verteilt an die Bürger, wenn Ill stirbt. Gerechte Strafe für das Unrecht, das er ihr einst antat!?
Nein! "Lieber arm denn blutbefleckt!" Wie ein Mann steht die Stadt hinter ihrem Mitbürger. Doch, "Gerechtigkeit kann man kaufen. Für Geld kann man alles kaufen!" insistiert die alte Dame. Und plötzlich haben alle Güllener Kredit. Sie kaufen all die schönen Dinge, die sie in den Jahren ihrer Armut entbehren mussten. Kann Ill, der die alten Gefühle bei ihr Aufkeimen spürt, sich retten? Ist es nur ein grausamer Scherz, eine Lektion für ihn und die Stadt?
Seit 1956 ergreift Dürrenmatts zeitlose Parabel über Geld und Gerechtigkeit die Menschen. Ist es ungerecht, pauschal zu sagen, in jedem Menschen steckt ein potenzieller Mörder? Vielleicht ist es gerechter zu fragen, in welche Situation ein Mensch gebracht werden muss, damit er seine natürliche Tötungshemmung überwindet.
Der Autor
Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 im Kanton Bern geboren. Der Pfarrerssohn besuchte das Gymnasium und studierte nach dem Abitur Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften. Bereits in der Schulzeit war er künstlerisch tätig. Zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Skizzen und Illustrationen bestärkten seinen Wunsch, Maler zu werden. 1946 beendete er seine Studien und heiratete die Schauspielerin Lotti Geißler. In dieser Zeit entschloss er sich, Schriftsteller zu werden.
1945 erschien die Erzählung Die Alte in einer Tageszeitung. Es folgten Kriminalromane, Hörspiele, Theaterschriften und Reden, z.B. Unternehmen der Wega, Romulus der Große, Die Ehe des Herrn Mississippi, Der Richter und sein Henker, Der Verdacht, Grieche sucht Griechin, Das Versprechen, Die Physiker u.v.a.
Dürrenmatt bevorzugt die Komödie und Tragikomödie als "die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen". Er vergegenwärtigt mit beißendem Humor, Witz, Zynismus, bisweilen auch Sarkasmus, mit Ironie und Satire alle erstarrten Konventionen eines selbstgefälligen Spießbürgertums. Sein Interesse gilt dem mutigen Menschen, den er im Gegensatz zur heroischen Heldengestalt sieht. Seine meist unscheinbaren Helden sind ohne Illusionen über die Veränderbarkeit der Welt oder erfahren dies im Handeln oder in Rückzug aus ihr und bestehen sie durch Nichtverzweifeln, Erkennen.
Die Besetzung
Claire Zachanassian | Ursula Davanture |
Alfred Ill | Martin Wilmers |
Bürgermeisterin | Astrid Lenzen |
Lehrerin | Johanna Rautenbach |
Pfarrer / Mann | Franz Ott |
Polizist / Mann | Andreas Moddé |
Ärztin | Beate Holzhey Claudia Merkle |
Frau | Beate Holzhey Claudia Merkle |
Der Trailer
Weiterer Plakatentwurf
Verlag
Aufführungsrechte bei Vertriebsstelle und Verlag Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten GmbH, 22844 Norderstedt.